Der 11. Juli ist ein Datum, das in den Herzen vieler Bosnier und in der internationalen Gemeinschaft fest verankert ist. An diesem Tag im Jahr 1995 wurden in Srebrenica über 8.000 Muslime von bosnisch-serbischen Truppen unter der Führung von General Ratko Mladić ermordet. Dieses Verbrechen wurde vom Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien als Völkermord eingestuft. 28 Jahre später, am 11. Juli 2023, versammelten sich die Menschen in der Schweiz, um an dieses dunkle Kapitel der Geschichte zu erinnern und den Opfern zu gedenken.
In Zug, einer beschaulichen Stadt in der Schweiz, fand eine besonders eindringliche Zeremonie statt. Der Landsgemeindeplatz in Zug war das Zentrum der Gedenkveranstaltung. Hier versammelten sich Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche, um gemeinsam der Opfer zu gedenken. Der Anblick von Menschen, die weiße Rosen in den Händen hielten und T-Shirts trugen mit der Aufschrift „8372. Srebrenica. Never Forget. Marš Mira Zug“, war ein kraftvolles Symbol des Andenkens und der Solidarität.
Das Herzstück der Veranstaltung war der „Marš Mira“, zu Deutsch „Friedensmarsch“. Dieser Friedensmarsch wurde von der bosnischen Gemeinschaft in der Schweiz organisiert, um den jährlichen Marsch in Bosnien nachzubilden, bei dem die Teilnehmer eine 100 Kilometer lange Route rückwärts laufen, die die Flüchtenden während des Bosnienkrieges genommen haben.
Während des Marsches in Zug hörte man bewegende Geschichten von Überlebenden des Völkermords. Mihneta Alić, eine Überlebende, die heute in der Schweiz lebt, sprach über ihre traumatischen Erlebnisse und betonte die Bedeutung des gemeinsamen Gedenkens. Suvada Masić, eine andere Teilnehmerin, erzählte die Geschichte ihres Bruders, der 1994 getötet wurde.
Am Rande des Sees änderte sich die Richtung des Umzugs und führte zu einem offenen Platz, der den Anwesenden Raum bot, sich in einer bedeutsamen Formation zu versammeln. Mit tiefer Reverenz formierten sie einen Kreis um das zentrale Element der Gedenkstätte: eine weißblühende Stoffblume, sorgfältig und ehrfürchtig von einem Mann auf dem Boden ausgebreitet. Dieses floral angehauchte Emblem, welches in der globalen Gemeinschaft als Verweis auf die Tragödie von Srebrenica anerkannt ist, ist häufig als fein gehäkelter Anstecker zu sehen. Elf sorgfältig gearbeitete Blüten, die jeweils den tragischen Tag des 11. Juli 1995 symbolisieren, schmücken sie. Das reine Weiß der Blume spiegelt die unschuldigen Seelen der Opfer wider, während der zentrale grüne Knopf als leuchtendes Zeichen der Hoffnung und des fortwährenden Glaubens dient.
Zum Abschluss der Veranstaltung in Zug versammelten sich die Teilnehmer um eine symbolische Stoffblume, die für Srebrenica steht, und beteten gemeinsam. Es war ein Moment der Stille und Reflexion.
Doch Zug war nicht die einzige Schweizer Stadt, die an diesem Tag gedachte. Auch in Neuenburg, Bellinzona und Oberentfelden fanden ähnliche Veranstaltungen statt. In Genf wurde eine besondere Abendveranstaltung abgehalten, bei der Sedina Delić-Tanović, eine Überlebende des Genozids, ihre Geschichte erzählte und betonte: „Srebrenica ist eine Lektion für uns alle“.
Durch diese Veranstaltungen hat die Schweiz gezeigt, dass sie fest entschlossen ist, die Erinnerung an die Opfer von Srebrenica lebendig zu halten und sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen.