Angriff auf bosniakische Rückkehrer in Višegrad weckt Erinnerungen an dunkle Zeiten

In einem beunruhigenden Vorfall im Dorf Omeragić bei Višegrad wurden zwei ältere bosniakische Rückkehrer, Ajša und Fadil Memišević, in ihrem Zuhause überfallen, gefesselt, brutal geschlagen und beraubt. Die Opfer, beide in den Achtzigern, wurden von dem Angreifer, Bojan Prodan, alleine und hilflos zurückgelassen.

Laut Medienberichten wurde Prodan bereits 2008 wegen des Mordes an seinem 73-jährigen Nachbarn Vucko Sarić aus dem Flüchtlingslager Prelog bei Višegrad verurteilt. Er wurde auch mit einer Reihe anderer Straftaten in Verbindung gebracht. Der Angriff fand während der ersten Nacht des Ramadans statt. Ajša und Fadil wurden zwei Tage nach dem Überfall von Ajšas Bruder, Ibrahim, gefunden, der durch das zerbrochene Fenster in das Haus schaute, da er vermutete, dass etwas nicht stimmte.

In der kantonalen Klinik in Goražde wurden dem Ehepaar Memišević erste Hilfsmaßnahmen zuteil, wobei schwere körperliche Verletzungen diagnostiziert wurden. Sie wurden anschließend in den Klinischen Zentrum der Universität Sarajevos gebracht. Besonders besorgniserregend sind die Verletzungen am Kopf, weshalb sie auf der Neurochirurgie-Station weiterbehandelt werden.

Ein enger Verwandter der Familie Memišević berichtete, dass die ersten Worte des unbekannten Angreifers „Balije“ (abfällige Bezeichnung für Bosniaken) waren, gefolgt von „Was macht ihr hier? Warum seid ihr hier?“. Es wird vermutet, dass das Motiv des Angriffs nicht nur Raub, sondern auch Hass aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit war.

Mladen Đurđević, Bürgermeister von Višegrad, verurteilte den Angriff scharf und betonte, dass Višegrad eine Stadt des Friedens und der Toleranz sei. Er erwartet von den zuständigen Behörden, dass sie den Vorfall so schnell wie möglich aufklären.

Die Polizei reagierte schnell und verhaftete den 36-jährigen Bojan Prodan aufgrund des Verdachts, die Rückkehrer Fadil und Ajša Memišević überfallen und beraubt zu haben. Allerdings wurde er bereits am nächsten Tag freigelassen mit der Begründung, es würden keine Beweise dafür vorliegen, dass er der Angreifer ist.

Denis Bećirović, der den Ort des Angriffs besuchte, betonte die Notwendigkeit, das Sicherheitsgefühl unter den Rückkehrern wiederherzustellen, die täglich systematischer Diskriminierung und Verweigerung grundlegender Menschenrechte ausgesetzt sind. Zahlreiche nationale und internationale Beamte haben diesen abscheulichen Akt ebenfalls verurteilt.

Dieser Vorfall hat tiefgreifende Fragen zur Sicherheit von Rückkehrern und zur Rolle der Politik und Polizei in der Republika Srpska, der serbisch geprägten Entität Bosnien und Herzegowinas aufgeworfen. In der Republika Srpska, einem der beiden Entitäten Bosniens und Herzegowinas, werden bosniakische Rückkehrer immer wieder mit bedrohlichen Situationen konfrontiert. Trotz der Bemühungen des Dayton-Friedensabkommens, das Ende der 1990er Jahre den Bosnienkrieg beendete und die Rückkehr aller Vertriebenen und Flüchtlinge in ihre Heimatgemeinden vorsah, erleben bosniakische Rückkehrer in der Republika Srpska oft Diskriminierung, Bedrohung und Gewalt. Besorgniserregend ist, dass die örtlichen Behörden oft untätig bleiben oder nur unzureichend auf solche Vorfälle reagieren. Diese Untätigkeit schürt das Gefühl der Unsicherheit und fördert eine Atmosphäre der Straflosigkeit, die den Versöhnungsprozess in Bosnien und Herzegowina weiterhin untergräbt.