Die Fakten sind erschreckend, und es ist schwer vorstellbar, welchen Schmerz ein Mann durchgemacht hat. Hasan Tufekčić aus Višegrad ist ein Mann, dessen Familie zweimal Ziel serbischer Chetnik-Gewalt war.
In der kleinen Stadt Višegrad, die am Ufer des Flusses Drina liegt, kann man das Gewicht der Geschichte nicht übersehen, das seine Straßen und Brücken belastet. Eine der düstersten Geschichten dieses Ortes ist die von Hasan Tufekčić, der während des Zweiten Weltkriegs zehn Kinder und seine Frau verlor, nur um knapp 50 Jahre später erneut denselben Schmerz zu erleben, als die Chetniks drei weitere seiner Kinder töteten.
Hasan, geboren 1905, erlebte die erste Tragödie im Jahr 1942, als die Chetniks seine zehn Kinder und seine Frau Hanka auf der berühmten Brücke von Višegrad töteten. Nach dem Krieg heiratete Hasan erneut und hatte noch neun Kinder. Doch leider wiederholte sich die Geschichte. Drei seiner Kinder wurden während der Aggression gegen Bosnien und Herzegowina im Jahr 1992 getötet.
Trotz all der Tragödien, die ihn trafen, antwortete Hasan nicht mit Bösem. Er zeigte keine Anzeichen von Hass, blieb standhaft und menschlich. Er schaffte es, seine Familie am Leben zu erhalten, und heute lebt sein Name durch seine Nachkommen weiter.
Zu ihnen gehört auch der 65-jährige Redžep Tufekčić, Hasans Sohn aus seiner zweiten Ehe, der uns auf der Brücke von Mehmed-Paša Sokolović empfängt. Mit Tränen in den Augen erzählt er uns von dem tragischen Schicksal seines Vaters und seines Bruders, der nach einem Bruder aus der ersten Ehe benannt wurde, der getötet wurde. Während wir neben der Drina sprechen, einem Fluss, der Zeuge so viel Trauer und Schmerz wurde, erinnert uns Redžep daran, dass dieser Fluss zu einem der größten Gräber für viele Bosniaken aus Višegrad geworden ist.
Auf dem Weg nach Hause können wir nicht umhin, uns zu fragen, wie viele Geschichten wie die von Hasan Tufekčić noch unter der Oberfläche dieser Gewässer liegen, wie viele Schicksale, die nie erzählt wurden. Eines ist sicher – Geschichten wie diese erinnern uns an die Bedeutung des Erinnerns, des Friedens und des Verständnisses.