Dzemila Delalić aus dem Dorf Dobrak bei Srebrenica war Zeugin als am 11. Juli 1995 ein neugeborenes Kind von einem serbischen Soldaten zerstampft wurde. Solche Dinge sind unfassbar. Solche Dinge passieren selbst bei den blutrunstigsten Tieren nicht.
Dzemila Delalić erinnert sich: „Ich sitze in dieser Menschenmasse in Potočari (= UN safe area) als ich ein junges Fräulein sehe wie sie leidet. Die Schweißperlen auf der Stirn, ihr Gesicht verkrampft.
Ich gehe auf sie zu und frage sie, was los sei. ‚Ich bekomme ein Baby‘ antwortet sie. Ich sage ihr, dass sie meine Hand halten soll und die andere Hand soll sie ihrer Schwiegermutter geben, damit wir sie stützen können.
So war es dann auch. Sie lehnte sich an uns und ein männliches Kind fing an zu schreien. Ich nahm das Kind und wollte ihm die Nabelschnur abtrennen.
Da trat ein serbischer Soldat vor mich und befahl: „Leg das Kind hin.“
Ich legte das Kind vorsichtig auf runter. Es war ein schönes Kind, mit langen Haaren, als wäre es gebadet worden.
Der Soldat kam ihm näher, trat ihm mit dem Stiefel auf den Hals und die Gedärme flogen heraus.“
Die Geschichte, die Dzemila erzählt, ist leider kein Einzelfall. Der Großteil serbischer Gräueltaten ist leider bis heute nicht aufgeklärt und die Verantwortlichen sind auf freiem Fuß.
In diesem Fall war selbst ein Neugeborenes, das noch nicht einmal einen Namen hatte, zu viel für ihren Hass.
Dzemila Delalic, die 32 Mitglieder ihrer Familie im Völkermord von Srebrenica verloren hatte, ist im Alter von 79 Jahren gestorben und wurde in Tresulje in der Nähe von Potočari im Osten Bosniens beerdigt.
Sie hat in Prozessen in Zagreb, Belgrad und Den Haag ausgesagt.
„Ich war in Srebrenica. Ich habe Ratko Mladic und Radovan Karadzic beobachtet. Ich kenne sie alle. Die serbische Armee warf uns Brot zu, als wären wir Hunde. Aber die Nächte und das Chaos, das damals in Potocari herrschte, diese Dinge sind unbeschreiblich. Potocari kann niemals vergessen werden“, sagte Delalic einmal.
Ein Dokumentarfilm über sie mit dem Titel „Dzemila Dobraka“ wurde ebenfalls aufgenommen. Der Film zeigt ihr Leben und das Leben anderer Mütter sowie die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, um ihre Angehörigen zu finden.