In der Krajina-Region von Bosnien und Herzegowina, genauer gesagt in Donja Lučka, stehen an der Straße von Cazin nach Velika Kladuša beeindruckende Nišani (Grabsteine), die hier als „nišani krajputaši“ (Straßenrand-Grabsteine) bekannt sind.
Diese Praxis, Grabsteine entlang der Straße zu errichten, ist in dieser Gegend nicht ungewöhnlich, und es gibt auch den Brauch, dass Verstorbene anderswo begraben werden als an den Orten der Gedenksteine.
Ermin Beganović, Direktor des JU „Zentrums für Kultur und Tourismus“ Cazin, berichtet, dass die Kajtezovića Nišani 2006 von der Kommission zum Schutz nationaler Denkmäler von BiH als nationales Denkmal anerkannt wurden. Charakteristisch für diese Nišani sind ihre Ornamentik und Bauweise.
Die Nišani sind ziemlich groß, wobei die männlichen oft über drei Meter hoch sind. Sie sind hauptsächlich aus Bihacit, einem lokalen Stein, gefertigt. Die ersten 16 Nišani wurden zwischen 1913 und 1964 errichtet.
Die Stätte ist jedoch Privatbesitz, was die Arbeit des Zentrums für Kultur und Tourismus erschwert. Außerdem befindet sich die Eigentümerfamilie nicht in Bosnien und Herzegowina, was die Kommunikation zur Verbesserung der Sichtbarkeit des Denkmals erschwert.
Ursprünglich wurden in Donja Lučka 16 Nišani identifiziert, doch im Laufe der Jahre hat sich ihre Zahl erhöht. Dieser Ort ist auch der Friedhof der Familie Kajtezović, die dort seit über einem Jahrhundert ihre Mitglieder bestattet. Unter den ersten 16 Nišani gibt es acht männliche und acht weibliche, die sich im Baustil deutlich unterscheiden.
Die Basis der Nišani misst etwa 40×40 cm. Sie sind im unteren Bereich mit zahlreichen pflanzlichen Motiven verziert. In der Mitte befindet sich meist ein Ibrik (Wassergefäß) mit einer kleinen, oft achteckigen Rosette. Der mittlere Teil der Nišani enthält türkische Inschriften.
Der obere Bereich ist mit Halbmonden und einem oder mehreren Sternen geschmückt. Alle Nišani haben ähnlich reich verzierte Turbane, typisch für diese Region Bosniens. An den Kanten und unterhalb der Turbane befindet sich ein verdrilltes Band als Dekoration.
Die weiblichen Nišani sind kleiner und stehen hinter den männlichen. Auch sie sind reich verziert, wobei statt Turbane geflochtene Zöpfe zu sehen sind. Der untere Teil ist ebenfalls mit Pflanzenmotiven und Ibriks mit einer Rosette verziert, die hier allerdings üppiger gestaltet ist. Der mittlere Teil ist für Inschriften vorgesehen.
Der Einfluss lokaler Steinmetze, die über Jahrhunderte einen charakteristischen Nišan-Typ entwickelt haben, ist auch in den östlich der Bosnischen Krajina gelegenen Gebieten sichtbar. Die Außenflächen der Steine sind poliert und mit Werkzeugen bearbeitet, die auch heute noch bei der Steinbearbeitung in dieser Region verwendet werden – Sägen und Schleifsteine.