Hafiz Esmir ef. Selimović hat kürzlich eine kritische Betrachtung über den Wahhabismus und dessen Einfluss auf den traditionellen Islam in Bosnien veröffentlicht. Sein Text spiegelt die Besorgnis über die Unterstützung des Wahhabismus durch einige Bosnier wider, die ihn nur nominell unterstützen, ohne tatsächlich dessen Lehren oder den Glauben im Allgemeinen zu praktizieren. Selimović betont, dass diese Menschen das Recht auf ihre Meinung haben, jedoch oft die tiefgreifenden Implikationen des Wahhabismus nicht erkennen.
Selimović äußert seine Enttäuschung darüber, dass viele nicht verstehen, was der Wahhabismus als Ideologie tatsächlich bedeutet. Anstatt die reiche, tausendjährige Wissenschaft der Hadithe und die Gelehrten, die diese Tradition bewahrt haben, zu würdigen, bieten wahhabitische Führer Personen wie Albani, bin Baz, ibn Uthaymeen und al-Fawzan an, deren Lehren keine kontinuierliche Überlieferungslinie (isnad) haben und die die Wissenschaft der Hadithe auf einen kleinen, fragmentierten Teil reduzieren.
Selimović hebt hervor, dass Albani Hadithe manchmal als authentisch und manchmal als nicht authentisch bewertet, was zu Verwirrung führt. Ibn Uthaymeen, einer der wahhabitischen Autoritäten, rät sogar dazu, Albanis Bewertungen zu ignorieren, weil er Fehler mache. Stattdessen solle man Hadithe nach dem eigenen Gefühl bewerten. Diese Herangehensweise bezeichnet Selimović als wissenschaftlich fragwürdig.
Ein weiteres kritisches Thema ist die Ablehnung der tausendjährigen madhhab-Tradition und der islamischen Rechtsmethodologie zugunsten einer Auslegung, die Selimović als von egoistischen Gelüsten getrieben beschreibt. Er kritisiert die Einführung neuer Eheformen wie „misyar“, die darauf abzielen, niedere Begierden zu rechtfertigen, und betont, dass die wahhabitischen Führer den Koran und die Sunna nach ihrem eigenen, oft fehlerhaften Verständnis auslegen, während sie die etablierten Lehren der vier madhhab-Imame ablehnen.
In Bezug auf die Spiritualität im Islam stellt Selimović die wahhabitische Praxis der Dschinn-Beschwörung und Kommunikation mit Geistern den großen spirituellen Beiträgen von Persönlichkeiten wie Rumi, al-Ghazali und Ibn Arabi gegenüber. Er verurteilt die wahhabitischen Exorzisten, die hohe Summen für Heilungen durch Koranrezitation verlangen, und nennt dies eine Perversion der wahren islamischen Spiritualität.
Kulturell und künstlerisch sieht Selimović den Wahhabismus als destruktiv. Er betont, dass die tausendjährige islamische Kultur und Kunst, die Meisterwerke wie das Taj Mahal hervorgebracht hat, durch wahhabitische Zerstörungswut ersetzt wurde. Er führt Saudi-Arabien als Beispiel an, wo historische Stätten zerstört und durch Hotels und öffentliche Toiletten ersetzt wurden, anstatt kulturelle Werte zu bewahren und zu fördern.
Schließlich kritisiert Selimović die wahhabitische Taktik der Angstverbreitung durch Terrorismus, im Gegensatz zur traditionellen Methode der Verbreitung des Islams durch schöne Worte. Er warnt vor der Manipulierbarkeit wahhabitischer Anhänger und nennt Beispiele serbischer Spione, die sich wahhabitisch geben, um naive Anhänger zu täuschen.
Selimović schließt mit einem Appell an die Vernunft und das Wissen der Menschen. Er fordert dazu auf, den Wahhabismus abzulehnen, da er nichts mit dem wahren Glauben, der über tausend Jahre gepflegt wurde, zu tun habe und lediglich Unwissenheit, Verirrung, Begierde, Rohheit, Aggressivität und Unkultur fördere.