Klub der Bosniaken legt Veto gegen umstrittenes Gesetz ein: Sorge um Meinungsfreiheit und nationale Identität in der RS
In Bosnien und Herzegowina brodelt ein politischer Konflikt, nachdem der Klub der Bosniaken im Rat der Völker der Republika Srpska (RS) ein entschiedenes Veto gegen ein neues Gesetz zur Kriminalisierung von Verleumdung eingelegt hat. Doch damit nicht genug – sie warnen auch vor einer „legalen Vertreibung“ der nicht-serbischen Bevölkerung durch das Innenministerium (MUP).
Der Streit entzündete sich an den kürzlich beschlossenen Änderungen des Strafgesetzbuches der RS, die die Verleumdung als strafbare Handlung definieren. Diese Änderungen wurden am 20. Juli verabschiedet und sehen vor, dass Verleumdung als Verbreitung böswilliger oder falscher Aussagen über eine Person mit Strafen von bis zu 6.000 KM (Konvertible Mark) geahndet werden kann.
Ursprünglich waren im Gesetzentwurf Geldstrafen von bis zu 100.000 KM vorgesehen, aber aufgrund des immensen öffentlichen Drucks, insbesondere seitens der Journalisten, wurde die Strafe schließlich auf „nur“ 6.000 KM reduziert.
Alija Tabaković, der Vorsitzende des Klubs der Bosniaken im Rat der Völker der RS, bestätigte gegenüber unseren Quellen, dass der Klub der Bosniaken die Frage des Schutzes nationaler Interessen aufgeworfen hat.
Tabaković erklärte: „Wir haben erkannt, dass diese Bestimmungen und Änderungen des Strafgesetzbuches verschiedene Bereiche betreffen, vor allem die Verletzung der Rechte aller Bürger von Bosnien und Herzegowina. Als Klub sind wir jedoch besonders für die bosniakische Bevölkerung verantwortlich. Diese Gesetzesänderung verstößt gegen die Bestimmungen der Europäischen Menschenrechtskonvention zur Meinungsfreiheit und richtet sich sowohl gegen Journalisten als auch gegen Teile der objektiven Öffentlichkeit.“
Die Kriminalisierung von Verleumdung betrifft auch soziale Medien und das Äußern persönlicher Standpunkte.
Der politische Tumult nimmt weiter zu, da die Nationalversammlung der RS die Gesetzesänderungen bereits als Entwurf akzeptiert hat, der auf Initiative von Milorad Dodik, dem Präsidenten dieser Entität und der SNSD (Sozialdemokratische Partei) vorgelegt wurde.
Die für Dienstag, den 1. August, geplante Sitzung des Rates der Völker der RS, bei der über das Veto des Klubs der Bosniaken diskutiert werden soll, verspricht eine kontroverse und spannungsgeladene Angelegenheit zu werden.
Internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen in Bosnien und Herzegowina, die OSZE-Mission in Bosnien und Herzegowina, das Büro des Europarates in Sarajevo und die Europäische Union in Bosnien und Herzegowina haben bereits ihre Besorgnis über dieses Gesetz geäußert. Das Büro des Hohen Vertreters in Bosnien und Herzegowina (OHR) erklärte, dass die erneute Kriminalisierung von Verleumdung einen Angriff auf die Rechte der Bürger der RS-Entität darstelle.
Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser politische Konflikt weiterentwickeln wird und welche Auswirkungen er auf die gesellschaftliche und politische Landschaft von Bosnien und Herzegowina haben wird. Der „Vitale Nationale Interesse“-Mechanismus, der den Schutz der konstitutiven Völker des Landes gewährleisten soll, wird zweifellos eine zentrale Rolle in diesem politischen Drama spielen. Es bleibt zu hoffen, dass eine Lösung gefunden wird, die sowohl die Meinungsfreiheit respektiert als auch den Schutz der nationalen Identitäten berücksichtigt, ohne die Einheit des Landes zu gefährden.