Vučić 2018: „Milošević war ein großer Führer“ – Was denkt er heute?

Vor dem Hintergrund der aktuellen Krise im Kosovo ist ein Moment aus der jüngeren Geschichte besonders interessant: 2018 beschrieb der serbische Präsident Aleksandar Vučić den ehemaligen serbischen Führer Slobodan Milošević als „einen großen serbischen Führer, dessen Absichten sicherlich gut waren“. Diese Worte, gesprochen in einer Zeit erhöhter Bemühungen der EU um ein Versöhnungsabkommen zwischen Belgrad und Priština, weckten damals internationale Besorgnis. Jetzt, fünf Jahre später, während die Spannungen im Kosovo erneut ansteigen, stellt sich die Frage: Hat Vučić seine Meinung zu Milošević und seiner Politik geändert?

Die Aussagen von 2018 kamen zu einem heiklen Zeitpunkt. Milošević, der trotz seiner Anklage durch das Internationale Kriegsverbrechertribunal 1999 und seinem Tod in einer Gefängniszelle in Den Haag 2006, von vielen in Serbien verehrt wurde, steht für viele als Symbol der serbischen Aggression und Nationalismus während der Balkankriege. Vučićs Worte waren damals ein harter Schlag für die Versöhnungsbemühungen in der Region.

Die EU-Kommission reagierte prompt mit Kritik und betonte die Bedeutung von „Versöhnung, Normalisierung und guten nachbarschaftlichen Beziehungen“. Die EU warnte vor einer Neuauflage der „Politik der Vergangenheit“, die den Westbalkan in ein Jahrzehnt des Elends und des Leidens gestürzt hatte.

Mit der aktuellen Krise im Kosovo und den wachsenden Spannungen in der Region sind Vučićs Worte und seine Haltung zu Milošević erneut in den Mittelpunkt gerückt. Viele Beobachter fragen sich, ob er immer noch der Meinung ist, dass Miloševićs Absichten „gut“ waren, und wie diese Meinung die aktuellen politischen Entscheidungen Serbiens beeinflussen könnte.

In den vergangenen Jahren hat Vučić mehrere Versuche unternommen, Serbien näher an die EU zu bringen und gleichzeitig den serbischen Nationalismus zu beschwichtigen. Doch seine Äußerungen von 2018 hängen wie ein Schatten über seinen Bemühungen, sowohl in den Augen der internationalen Gemeinschaft als auch in den Augen vieler seiner Landsleute.

Trotz der anhaltenden internationalen Besorgnis und den wiederholten Aufrufen zur Mäßigung gibt es bislang keine klaren Anzeichen dafür, dass Präsident Vučić seine Meinung über Milošević und dessen Politik geändert hat. Seine Rhetorik in öffentlichen Reden und Erklärungen hat in den letzten Jahren wenig Abweichung von seinen umstrittenen Äußerungen von 2018 gezeigt. Diese Kontinuität in Vučićs Haltung trägt zur bestehenden Unsicherheit bei und hinterlässt bei vielen die Frage, ob er tatsächlich bereit ist, sich von den nationalistischen Tendenzen der Milošević-Ära zu distanzieren und einen echten Weg der Versöhnung und des Fortschritts für Serbien und die Region zu beschreiten.