Unerschütterliches Bekenntnis zu Kriegsverbrechen: Dario Kordić erntet Kritik in Kroatien

Dario Kordic Kriegsverbrechen
Kriegsverbrecher Dario Kordić in Den Haag

Die jüngsten Aussagen von Dario Kordić, dem einstigen Kommandanten des Kroatischen Verteidigungsrates (HVO) während des Bosnienkrieges, haben in Kroatien eine Welle der Kritik ausgelöst. Der ehemalige Militärführer, der vom Internationalen Strafgerichtshof für seine Rolle bei Kriegsverbrechen gegen bosniakische Zivilisten zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde, zeigt keinerlei Reue für seine Taten.

„Jede Sekunde war es wert“, sagte Kordić in einem aufgetauchten Video, in dem er gefragt wurde, ob der Gefängnisaufenthalt und der Krieg sich gelohnt hätten. Seine unerschütterliche Haltung rief heftige Reaktionen von Nichtregierungsorganisationen, Analysten und der bosnischen Gemeinschaft in Kroatien hervor.

Der Vorsitzende der bosnischen nationalen Gemeinschaft in Kroatien, Armin Hodžić, verurteilte Kordićs Äußerungen und betonte, dass es sich nicht um einfache Straftaten handle, für die Kordić verurteilt wurde, sondern um monströse Kriegsverbrechen. Hodžić wies darauf hin, dass die Gesellschaft eine Katharsis vermissen lasse und dass Kriegsverbrecher immer noch aufgrund ihrer Nationalität bewertet würden. Dadurch fühlen sich solche Personen nicht schuldig, sondern werden in den Augen ihrer Anhänger als Helden gefeiert.

Politischer Analyst Žarko Puhovski bezeichnete Kordićs Äußerungen als Ergebnis der institutionalisierten Legende über die „Würde des Heimatkrieges“ in Kroatien. Er betonte die Bedeutung des Widerspruchs zwischen Kordićs Aussage und der Botschaft einer hypothetischen Äußerung, die Palästinenser gegenüber Israel machte. In dieser Aussage hieß es, dass man ihnen eines Tages verzeihen werde, ihre Kinder getötet zu haben, aber niemals dafür, dass sie ihre Kinder gezwungen hätten, sie zu töten. Diese Einstellung zum Krieg sei in der Region des ehemaligen Jugoslawien selten zu hören, so Puhovski.

Nichtregierungsorganisationen äußerten sich schockiert über das Video und nannten Kordić eine „Schande für das kroatische Volk„. Sie bezeichneten die Rehabilitierung von Kriegsverbrechern als inakzeptabel und forderten die Behörden in Bosnien und Herzegowina sowie Kroatien dazu auf, Kriegsverbrecher nicht als Helden zu betrachten.

Dario Kordić wurde wegen seiner Beteiligung an Kriegsverbrechen im bosnischen Dorf Ahmići zu 25 Jahren Haft verurteilt, nachdem Mitglieder des HVO am 16. April 1993 116 bosniakische Zivilisten, darunter ältere Menschen, Frauen und Kinder, ermordet hatten. Die Nichtregierungsorganisationen hoben hervor, dass es wichtig sei, die Verbrechen zu verurteilen und die Opfer zu respektieren, um eine bessere Zukunft für Bosnien und Herzegowina und Kroatien aufzubauen.

Kordićs unerschütterliche Haltung und die Unterstützung einiger Kreise in Kroatien zeigen die Herausforderungen bei der Aufarbeitung der Kriegsvergangenheit und unterstreichen die Notwendigkeit eines offenen Diskurses über die historischen Ereignisse. Das Streben nach Wahrheit und Versöhnung bleibt eine ungelöste Aufgabe, um eine nachhaltige, friedliche Zukunft in der Region zu gewährleisten.