Gideon Greif: Historiker als Genozidleugner

Im Auftrag der serbischen Führung in Bosnien arbeitete Greif in einer
Kommission, die den Genozid an den Bosniaken leugnen sollte

Im Laufe der Geschichte gab es viele Personen, die kontroverse Meinungen vertraten und dennoch breite Anerkennung erhielten. Ein solches Beispiel ist Gideon Greif, ein Historiker, der als Genozidleugner bekannt wurde. Trotz seiner umstrittenen Ansichten wurde Greif von Deutschland ausgezeichnet, was bei vielen zu Empörung und Fragen über die Verantwortung und Integrität des Landes in Bezug auf seine geschichtliche Aufarbeitung führte.

Gideon Greif ist dafür bekannt, den Genozid, der während des Bosnienkrieges stattfand, abzustreiten. Er behauptete wiederholt, dass die Ereignisse in und um Srebrenica, bei denen Tausende von Bosniaken getötet wurden, nicht als Genozid betrachtet werden sollten. Diese Ansichten stehen im Widerspruch zu den Feststellungen des Internationalen Gerichtshofs und zahlreicher Historiker und Experten weltweit.

Die Tatsache, dass Greif für seine Arbeit von Deutschland geehrt werden sollte, hat bei vielen Betroffenen und Geschichtsexperten für Unbehagen gesorgt. Viele fragen sich, wie es möglich ist, dass jemand mit solch revisionistischen Ansichten in einem Land, das so viel Wert auf die Erinnerung und Aufarbeitung seiner eigenen dunklen Geschichte legt, eine Auszeichnung erhalten kann.

Hinzu kommt Greifs Verbindung zu serbischen Nationalisten und seine Arbeit für die Serben, die als ein weiterer Beweis für seine Voreingenommenheit und mangelnde Objektivität angesehen wird. In einem Kontext, in dem die serbische Regierung weiterhin den Genozid in Srebrenica leugnet, wird Greifs Rolle als Historiker und sein Einfluss auf die öffentliche Meinung besonders problematisch.

Gideon Greif hat aktiv mit serbischen Genozidleugnern zusammengearbeitet und wurde oft als historische „Stimme“ oder Referenz von jenen zitiert, die den Genozid in Bosnien und Herzegowina, insbesondere in Srebrenica, leugnen. Er hat Schriften und Vorträge geliefert, die die offizielle Darstellung des Genozids in Frage stellen, und hat dabei oft den Fokus darauf gelegt, die Schuld der serbischen Streitkräfte zu mindern oder zu relativieren. Seine enge Zusammenarbeit und sein Engagement für serbische nationalistische Gruppen und Institutionen, die den Genozid leugnen, hat ihn zu einer Schlüsselfigur in den Bemühungen gemacht, die Geschichte des Bosnienkrieges umzuschreiben. Dieses Engagement für die serbischen Genozidleugner hat nicht nur seine eigene Glaubwürdigkeit als Historiker in Frage gestellt

Gideon Greif war wegen seiner Rolle in einer Kommission, die vom nationalistischen bosnischen Regierungsteil Republika Srpska eingesetzt wurde, stark in der Kritik. Diese Kommission untersuchte den Massenmord in Srebrenica von 1995 und kam zu dem Schluss, dass es sich dabei nicht um einen Genozid handelte. Dies widerspricht Urteilen des Internationalen Strafgerichtshofs für das frühere Jugoslawien. Greif sagte in einem TV-Interview, er wisse als Jude, was ein Genozid bedeute, und dass das Ereignis in Srebrenica kein Genozid war.

Dies führte zu heftiger Kritik, besonders in Bosnien, und zu einer Überprüfung der geplanten Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Greif durch den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Später wurde beschlossen, Greif die Auszeichnung nicht zu verleihen. Obwohl Greif später zugab, dass seine ursprüngliche Einschätzung der Zahl der Opfer fehlerhaft war und eine „Klarstellung“ des Kommissionsberichts angekündigt wurde, hält die Empörung über ihn an. Einige Experten und Journalisten haben Greif scharf kritisiert und seine Vorgehensweise und Äußerungen als ungeheuerlich, irreführend und manipulativ bezeichnet. Es wird als unwahrscheinlich angesehen, dass Greif in Anbetracht der Kontroverse erneut für den Verdienstorden in Betracht gezogen wird.

Stimmen über Gideon Greif:

Mit jeder neuen öffentlichen Äußerung reitet sich Gideon Greif immer tiefer hinein in den Schlamassel. Erst machte er sich zum nützlichen Idioten der Politiker in Banja Luka, verharmloste das Verbrechen von Srebrenica und setzte damit seinen guten Ruf als Historiker aufs Spiel. Und jetzt handelt er immer mehr so, wie das auch Holocaustleugner tun: durch das Ignorieren oder Kleinreden juristisch längst mehrfach bestätigter Tatsachen und durch das Schaffen eines falschen Narrativs. Am Schlimmsten ist aber, dass Greif jetzt eine Täter-Opfer-Umkehr vornimmt, indem er eine muslimische Kampagne gegen ihn persönlich unterstellt und nun sogar die Aberkennung des Verdienstordens auf eine Stufe stellt mit der Ermordung der Juden durch Nazi-Deutschland. Es ist nur noch grotesk!

Menachem Rosensaft, stellvertretende Geschäftsführer des Jüdischen Weltkongresses

„Gideon Greif hat als Holocaust-Forscher zweifellos herausragende Arbeit geleistet. Aber was er als Vorsitzender der Srebrenica-Kommission getan hat, war unerhört.“

Balkan-Kenner Konstanty Gebert